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ChileInside

​Andreas über seinen Chile-Aufenthalt

​  Spanischkurs + Praktikum 2010 

​Als mir mein Chef das Angebot machte ein 3-monatiges Sabatikal zu machen, wusste ich anfangs nicht sofort, wo es hingehen sollte. Es sollte auf jeden Fall ein spanischsprachiges Land sein und es sollte auch nicht Spanien sein, da man dorthin öfter mal in den Urlaub fahren kann. Da ich von chilenischen Freunden schon einiges über das Land wusste und mich dieses auch sehr interessierte, fiel die Wahl auf Chile. Ebenso war mir klar, dass ich nicht nur Urlaub machen wollte. Ich wollte schließlich das Land intensiv kennenlernen und auch direkt mit den Leuten zu tun haben. Weil es sich zudem auch im Lebenslauf gut macht, fiel die Entscheidung, ein Praktikum in Chile zu machen.

Aufgrund von einigen Fehlstarts bei Auslandsaufenthalten meiner Freunde hab ich mich deshalb auch entschlossen mein Glück hier in die Hände einer Organisation zu legen. Meine Wahl fiel hierbei auf PractiGo, die in Chile mit Chile Inside zusammenarbeiten. Hierbei liefen schon die Vorbereitungen absolut problemlos und selbst als ich nicht mehr genügend Zeit für die Visumsbeantragung bei der Botschaft hatte, wurde mir kurzerhand eine andere Praktikumsstelle vermittelt, bei der es auch ohne Visum klappte.

Mitte Februar ging es dann los. Ich bin dem deutschen Winter entflohen und kam bei über 30 Grad und tiefblauem Himmel in Santiago an. Was ein Unterschied. Mich hat es sehr erstaunt, wie europäisch Santiago war. Wer vorher schon öfter mal in Spanien war, der bekommt hier in Chile sicher keinen Kulturschock. Ich fühlte mich schon gleich ab dem ersten Moment total wohl.

Da ich mich mit Spanisch schon soweit durchschlagen konnte und zudem meine Zeit knapp war, habe ich mich nur für eine Woche Sprachkurs entschieden, um alles ein bisschen zu wiederholen. Der Kurs war vor allem gut, weil man auch viel Zeit nebenher hat und so die neue Umgebung ruhig erkunden kann. Zum anderen lernt man viele Leute kennen und tauscht Kontakte aus. Auch wenn einen eine Woche Sprachkurs mit Sicherheit sprachlich nicht viel weiter bringt, so erleichtert auch nur eine Woche den Einstieg ins neue Land ungemein.

Mit der Gastfamilie hatte ich auch sehr viel Glück. Zum einen wohnte ich in einem schönen alten Haus mitten in Providencia, zum anderen haben wir uns super verstanden. Ich weiß nicht, wie viele Abende wir einfach nur so zum Tratschen zusammen gesessen sind.

Nach dem Sprachkurs begannen für mich meine 6 Wochen Praktikum. Mit der Firma hatte ich ein Riesenglück. Es war eine kleine IT-Firma mit etwa 25 Mitarbeitern. Mir wurden von Anfang an wirklich anspruchsvolle Aufgaben übertragen, an denen ich teilweise wirklich zu beißen hatte. Dadurch hat es aber auch Spaß gemacht, weil es eben kein Kaffee-Koch-Praktikum war. Ich kam mit den Leuten in der Arbeit super klar. Selbst jetzt in Deutschland habe ich noch Kontakt und wir tauschen uns bei Problemen immer noch aus. Besser konnte es nicht laufen.

Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und nach 7 Wochen musste ich Santiago schon wieder verlassen. Danach ging es noch gut zwei Wochen durch den Norden von Chile, was unglaublich beeindruckend war.

Aber auch während meines Praktikums nutze ich jede freie Minute. Man kann in Santiago und der Umgebung so viel machen. So kann man an einem Wochenende nach Valparaiso an den Pazifik fahren oder auch ein Wochenende über die Anden nach Mendoza in Argentinien. Die schneebedeckten Anden liegen auch für einen Tagesausflug z.B. in den Cajón de Maipo, einem wunderschönen Andental, direkt vor der Haustüre. Ein Highlight war mit Sicherheit auch der Ausflug über Ostern nach Punta Arenas ganz im Süden. Wann sieht man schon mal frei lebende Pinguine.

Selbst Santiago, über das viele Leute schimpfen, hat mir super gefallen. Ich hab mich in der Stadt immer sauwohl gefühlt. Man hat unglaublich viele Möglichkeiten, nicht nur im Umland auch in der Stadt selbst. Langeweile in Santiago zu haben, ist einfach nicht möglich.

Mein Resumé meines Aufenthalts. Ich ging nach Chile, um neue Erfahrungen zu machen, ein fremdes Land intensiv kennen zu lernen, aber vor allem war es auch ein Sprung ins kalte Wasser und ein Selbstversuch, ob ich es schaffe diese Zeit so weit weg zu meistern. Alle diese Erwartungen haben sich erfüllt und weit übertroffen.
Obwohl mich auch das Erdbeben vom 27.2. hier erwischt hat, was ein Erlebnis war, mit dem ich weder gerechnet hätte noch was es gebraucht hätte, habe ich nicht eine Minute an eine Abreise gedacht. Die Leute in diesem Land sind unglaublich offen und ich habe Situationen erlebt, die in Europa einfach unvorstellbar sind. Ich weiß nicht, zu wie vielen chilenischen Asados ich eingeladen war, wie viele Telefonnummern ich bekommen habe, um einfach nur anzurufen, wenn man in der Nähe ist. Auch war es eine Wohltat morgens auf dem Weg die Leute mit einem fröhlichen Gesicht in den Strassen zu sehen.

Nach knapp 3 Monaten, die viel zu schnell vergingen, musste ich schon wieder die Heimreise antreten. Ehrlich gesagt, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte meinen Aufenthalt auf ein Jahr auszudehnen, ich hätte nicht eine Sekunde überlegt.

Was bleibt nach meiner Rückkehr. Auf jeden Fall werde ich noch lange von den Erfahrungen zehren können. Ebenso hab ich mein Spanisch, ohne es in Chile wirklich zu merken, ein großes Stück verbessert. Man hat mir gesagt, dass ich meinen bis lang spanischen Akzent verloren hätte und nun mehr südamerikanisch klingen würde. Welch schöneres Andenken kann man mit nach Hause nehmen? Komischerweise fällt mir das Einleben hier in Deutschland viel schwerer als das Einleben am Anfang in Chile. Jetzt bin ich schon fast 3 Wochen wieder da, aber noch immer nicht zu Hause angekommen.

Auf jeden Fall war ich nicht das letzte Mal in Chile. So schnell lässt mich das Land nicht los, jetzt wo man dort noch mehr Leute kennt noch viel weniger. All diejenigen, die jetzt noch zögern oder mit sich hadern, kann ich nur eines Raten: Fahrt nach Chile! Es ist viel einfacher als man meint. Das Land ist traumhaft schön und könnte kaum vielseitiger sein. Das tollste sind aber die Leute, die einem das Leben unglaublich leicht machen.

¡Que te vaya bien, mi querido Chile!

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