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ChileInside

Sinas Erfahrungen mit Farmarbeit auf einer Pferdefarm

​  Farm Stay 2007 

Im Jahr 2007 machte Farmarbeit mit Pferden in Chile. Während meinen drei Monaten auf der Hacienda bin ich in der Regel um 8 Uhr morgens aufgestanden. Da es ein sehr ruhiger Sommer war, hatte ich immer Zeit, in Ruhe zu frühstücken und bin danach in den Stall gegangen. Dort hatte Carlos, dein zukünftiger Kollege (und während ich dort war, mein zuverlässigster Freund!) die Fütterung in der Regel schon längst übernommen, sodass die Pferde genügend Zeit hatten, ihr Frühstück zu beenden, bevor Carlos und ich alle von der Wiese/aus der Box geholt und die entsprechende Anzahl Pferde für die Touristen vorbereitet haben! Dabei ist es besonders wichtig, dass du genau weisst, welcher Tourist welches Pferd bekommen wird und dies Carlos mitteilst. Er ist nämlich ein echter Schatz, aber er wird dir niemals eine Anweisung geben! Organisieren musst du!

Die meisten Ausritte (zum Strand oder auf den Berg) starten zwischen 10 und 11 Uhr morgens, nachdem die Touristen von ihren Bungalows runtergekommen sind. Die Ausnahme bildet das Desayuno del Campero, da frühstückt ihr alle auf einer Lichtung im Wald, wo ihr erstmal hinreiten müsst und damit das Frühstück nicht zu spät wird, müsst ihr halt schon ca. um 9 losreiten. Vor allem musst du früher austehen, denn du musst die Kühltruhen bepacken und mit Carlos den Esel Bartholo (der beste Esel, den es gibt) beladen. Vom diesem Frühstück kommst du dann normalerweise ca. um 12 Uhr zurück und von den anderen Ausritten immer gegen 13 oder 14 Uhr. Du musst dann die Pferde versorgen (Sattelgurte lösen, tränken, im Schatten anbinden, etc.) und gehst Mittagessen. Es achten alle sehr darauf, dass du auch an stressigen Tagen immer etwas zu Essen bekommst, mach dir darum keine Sorgen 😉
Danach reitest du am Nachmittag entweder mit einer anderen oder der gleichen Gruppe aus, wobei du aufpassen musst, dass das Programm nicht zu einseitig wird und wenn du viele Familien hast, musst du dafür sorgen, dass niemand zu kurz kommt. Nach den Ausritten musst du mit Carlos alle Pferde absatteln, fürttern, für die Nacht versorgen und so weiter. Danach ist es deine Aufgabe, im Speiseraum mit allen Touristen zu sprechen (die in der Regel superlieb sind, wenn auch häufig anstregend) und musst den nächsten Tag organisieren.

Es ist wichtig zu wissen, dass sämtliche Organisationsarbeit zu deinen Aufgaben gehört. Da die Hacienda auch Angelnachmittage anbietet musst du auch diese Dinge anbieten, ebenso wie das nahegelegene Reservat usw. Du begleitest zwar nur die Ausritte, aber anbieten und organisieren musst du alles! Das hört sich aber schwerer an, als es ist.

Ansonsten reitest du mit Gruppen bist zu 6/7 Leuten (wenn es nicht zu viele Kinder sind) allein aus, was viel Verantwortung bedeutet, aber meistens Spass macht! Grössere Gruppen werden zusätzlich von Carlos begleitet! Wichtig ist, dass du auch gegenüber der älteren Generation klar machen kannst, dass du der Touristenführer bist, und es deine Pferde und vor allem deine Verantwortung ist und grundsätzlich alle auf dich hören müssen. Da der Gast natürlich König ist, musst du es aber immer nett und freundlich deutlich machen. Das ist eigentlich die grösste Herausforderung in deinem Job, denn besonders die chilenischen Besucher sind diesbezüglich meistens nicht besonders gehorsam... Wenn du aber mal ernsthafte Probleme mit einem Besucher hast, ist es wichtig zu wissen, dass dir der Chef der Hacienda nie in den Rücken fällt! Zwar muss er das Problem diplomatisch lösen, aber er wird dich niemals schlecht behandeln, sondern dich immer unterstützen!

Ausserdem bietet die Hacienda auch für Leute von ausserhalb, also für Gruppen, die den All-Inclusive-Service nicht nutzen möchten, Ausritte an. Auch diese musst du über Telefon organisieren und in deinen Tagesablauf mit den Hotelgästen unterbringen. Die Tipps und Tricks dafür lernst du dort recht schnell 😉

Ansonsten gehört es du deinen Aufgaben, den Stall und die Sattelkammer in Ordnung zu halten. Dabei übernimmt Carlos alle körperlich schweren Aufgaben (ich habe auch ausgemistet und Pferde beschlagen gelernt, aber nur weil ich wollte. Niemand erwartet das von dir!).

Eine weitere Aufgabe und wohl die einfachste ist es, auf der Hacienda das Strahlemännchen abzugeben. Die Touristen lieben den Smalltalk und häufig ist es deine Aufgabe, Dinge zu erklären, Leute anzuleiten, Einfühlungsvermögen zu zeigen, witzige Anekdoten zu erzählen usw.

Wichtig zu wissen ist, dass viele Leute, die dort Urlaub machen noch nie auf einem Pferd gesessen haben und dann zwei Stunden oder mehr ausreiten wollen. Du kannst dir also bestimmt vorstellen, dass es manchmal mehr Stress als Spass ist, mit denen auszureiten.

Außerdem musst du dich auf jeden Fall von europäischen Standards verabschieden: In Chile reiten dreijährige Kinder häufig ohne Helm allein auf einem Handpferd, viele Leute reiten mit eigenen Pferden und andere – Carlos eingeschlossen – benutzen Sporen und die Pferde werden nicht so weich behandelt wie bei uns. Aber kein Pferd wird misshandelt, auch wenn die Umgangsweise ein wenig rauer ist.

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